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RPC 2009 – Die Friedlichste aller Seeschlachten

Schatzinsel Palagruža
Eine Regatta um einen gespenstischen Felsenmitten in der Adria ist der Wind in den Segeln von 140 Abenteurern.
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VON JÜRGEN PREUSSER

Irgendwie sind wir alle Sieger. Vor allem rund um die Adria-Insel Vis, die einst Lissa hieß und Schauplatz des größten – weil einzigen – Triumphes der österreichischen Kriegsmarine war: Damals, am 20. Juli 1866, besiegte die Flotte von Admiral Wilhelm von Tegetthoff die zahlenmäßig überlegenen Italiener. Dafür bekam er ein Denkmal mitten auf dem Wiener Praterstern.
Apropos Stern Erst verspricht man seiner Crew, dass man die Sterne vom Himmel holen werde. Dann dümpelt man unter atemberaubendem Sternenhimmel dahin und hat nur Augen für die Positionslichter der Rivalen. Nach vier Tagen und vier Nächten entpuppt sich die strahlende Hoffnung doch nur als Sternschnuppe.
Bei der Siegerehrung in Biograd kann dann so ein 14. Platz durch einen gezielten Grappa, der hier Travarica heißt, zu einem 12. Platz mutieren.
Mischt sich einweiteres Pivo, wie hierzulande auch das fünfte Bier heißt, dazu, so rückt der 10. Platz in Reichweite. Noch ein Glaserl von dem guten Rotwein mit dem Esel auf dem Etikett, der auf Kroatisch, glaub’ ich, Red Wine heißt, dann is uns der Sieg nisch mehr su nehmen.
Schuminest der moaische.
Besser, man trinkt nichts, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren in diesem Cocktail aus Seemannsgarn und Konjunktiv.
Hochkonzentriert bleibt der Blick auf den vorne liegenden Rivalen gerichtet. Auch er könnte ja einen Fehler machen
Round Palagruža heißt das Rennen, das vielen Seglern das ist, was Läufern der Wiener Marathon. Rüde Kritiker aus den Reihen der 35.000 Segler Österreichs, bezeichnen es als stinknormale Regatta, um die viel zu viel Wind gemacht werde.
Einspruch: „Stink-“ stimmt, weil seeman die Körperpflege zu vernachlässigen pflegt, sobald er Festland, Frau und Kinder in sicherer Distanz wähnt. „Normal“ stimmt nicht: Wenn unter dem von Überschallflugzeugen zerkratzten Firmament übermüdete Erwachsene versuchen, 23 Segelyachten bei einer Windstärke von null Beaufort auf halsbrecherische 0,01 Knoten raufzuzwirbeln, soll das normal sein? Gleichzeitig ist also die Behauptung, es handle sich um „viel zu viel Wind“ widerlegt. Zumindest für 2009.

Apropos Natur Gesegelt wurde auch in den Pausen zwischen den Flauten. Etwa 400 Meilen (ca. 750 km) vomHafen Biograd weg bis zur kleinen Insel Palagruža, die näher bei Italien liegt, aber von einem grantigen kroatischen Leuchtturmwart bewohnt wird. Jener verhindert, dass zu viele Yachties sein naturgeschütztes Vogelparadies betreten. Und er wundert sich über jene komischen Vögel, die mit buntem Gefieder, genannt Spinnaker, seinen Felsen umschwärmen.
Zurück ins Nest nach Biograd haben alle gefunden. Die Antigua mit Skipper Robert Muhr und seiner bemerkenswert guten Steuerfrau Maria Kotnig am schnellsten. Schneller noch als Sylvia Vogl, Skipperin der Les Sables und amtierende Europameisterin im 470er.
140 Segler waren dem Lockruf der Idealisten Ronnie Zeiller und Miša Strobl gefolgt, die das Rennen erfunden hatten. Der gespenstischen Felsen Palagruža mutierte für alle zur Schatzinsel.