Montag, 20. April 2009
Tagebuch RPC 2009 Cannonball
Aus der Sicht von Siegi und Michael
Prommegger Siegi: Steuermann und Spi
Wolf Harald: Bowman und Trimm
Egner Wolfgang: Jib und Spi
Burgschwaiger Sepp: Steuermann und Trim
Mayr Karin: Pit
Blaha Manfred: Steuermann
Wiebecke Michael: Coskipper und Taktik
Arh Walter: Skipper
Samstag 11.04.2009
Marina Mandalina Sibenik
Harald und Michael empfangen schon während der Nacht die eintreffenden Mitglieder,
was natürlich mit Fachsimpeleien bis in die frühen Morgenstunden ausartet.
Um 10,00 Uhr heißtt es Leinen los und bei der Festung von Sibenik wird noch das
Unterwasserschiff von einem Taucher gereinigt.
Bei mäßigem Wind segeln wir mit verschiedenen Manövern zur 32 sm entfernten
Marina Biograd, wo bereits ein Bus von uns geparkt wurde.
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, alles was wir nicht brauchen, kommt ins Auto.
So trennen wir uns auch von unseren geliebten Bierflaschen und steigen auf Dosen um.
Fender, Lazybag und die 3. Garnitur Unterhosen müssen von Bord.
Dies geschieht nicht aus Gewichtsgründen, aber 8 Crewmitglieder samt Gepäck haben verdammt
wenig Platz auf unserer Sicily.
Nun noch Registrierung am Abend und dann finden wir noch eine kleine Konoba zum Abendessen.
Anzuführen ist noch, dass die 2-Liter-Flasche Bacardi "verdünnt" mit Cola noch in der gleichen
Nacht leer gemacht wurde.
Spannung steigt schon spührbar an Bord und alle fiebern dem Start entgegen.
Also Gute Nacht
Sonntag 12.04.2009
Tagwache um 08.00 Uhr und auf geht´s&xnbsp; zur Kaiser-Schmarrn-Party vom
Veranstalter. Vorher heißt es noch festzustellen, wo ca. 600 Liter
Süßwasser hingekommen sind, die wir am Vortag noch getankt hatten.
Nach Kontrolle diverser Geräte wie u.a. Wasserpumpe, Lenzkontrollen etc.
stellen wir fest, dass uns jemand das Wasser von Samstag auf Sonntag
ausgelassen hat!! Vielleicht war es ein Racheakt von anderen Crews,
die am Samstag mitbekommen haben, dass wir den Wasserschlauch im Bus
gelassen haben. Oder vielleicht war es auch ganz anders. Dies wird für
immer ein ungelöster Fall bleiben und wird zu den Akten gelegt.
Anschließend ist das Briefing und der Hase für den Pfadfinderstart
wird ausgelost. Gewinnerin und somit Starthase ist Silvia Vogl.
Durch den achterlichen Wind wird von der Regattaleitung eine Vorlegeboje
in der Nähe von Biograd gesetzt, und um 14.15 Uhr ist der Start.
Wetter sonnig.
Wir haben eine sehr gute Position und gehen als erste Dufour über die Boje.
Nun ist Spifahren angesagt, und wir schlagen uns sehr gut.
Nach kurzer Zeit ist schon zu erkennen, das die Bavaria 42 match nicht
zu schlagen sind und wir konzentrieren uns auf unsere Dufour-Kollegen.
Silvia Vogl setzt sich sehr bald ab, aber schon bald schläft der Wind ein.
Haben scheinbar das falsche Ufer - oder sagen wir besser die falsche Seite -
gewählt, und einige&xnbsp; Yachten ziehen an uns vorbei. Egal, das ist erst der
Anfang der Wettfahrt und es wird eine Tümpelei durch die Nacht.
Zum Abendessen gibt es Rostbraten mit Nudeln (ein Wahnsinn!)
besten Dank an Siegi´s Frau Heidi, welche als Daheimgebliebene so auf uns schaut.
Einmal vorne dann wieder hinten, so matchen wir uns mit einer Bavaria und einer Dufour.
Wind wechselt zwischen Flaute und Wind bis zu 10 kn. Die Nacht ist kalt.
Der jeweiligen Wachmannschaft droht keine Gefahr dass sie einschlafen könnte
das Schnarchen von einigen "Freigängern" lässt dies nicht zu.
Montag 13.04.2009
Die "Fahrt" durch die Inseln schließen wir um 05:45 Uhr ab und der Spi wird gesetzt.
Wir starten eine Aufholjagd vom Feinsten und die Crew ist voll motiviert.
Leider soll das Ganze nicht lange dauern, denn um 07:50 Uhr reißt der Spi vom Top über
die gesamte Länge durch. Das Ganze geschieht ledglich bei 10 Knoten Wind und man kann
auch dem Rudergänger Siegi in diesem Fall keine "Schuld" zuschieben. Wie wir feststellen,
war der Spi auf dieser Stelle schon mal gerissen.
Lange Gesichter in der Mannschaft.
10 Minuten später passiert das einem benachbarten Schiff, wo der Spi im Top zerreißt.
Unglaubliche 40 Minuten später haben sie es aber geschafft, einfach einen Knopf in den
verbliebenen Spi -wie wir später erfahren haben - das ganze fachmännisch zu reparieren
und setzen den Spi wieder.
Dadurch werden unsere Gesichter noch länger.
Hilft nix, wir sehen momentan keine Möglichkeit. Somit sind wir auf Vorwindkreuz
und können leider nur zuschauen, wie sich das Feld von uns trennt.
Am Nachmittag dreht der Wind. Wir haben schon einen großen Rückstand pro Stunde ca. 2 sm
eingefahren. Aber die Motivation steigt durch die neue Windrichtung zunehmend an.
Bei 15 kn Wind kreuzen wir Richtung Süd.
Wir geben wieder Gas und die Idee wird geboren - nachdem uns die Regatta-Leitung mitgeteilt hat,
dass die Zuhilfenahme eines Segelflickers in einem Hafen nicht gestattet ist - den Spi
selbst zu reparieren. Das Ganze hört sich leichter an als getan.
Immerhin sind mehr als 20 Meter Segel zu nähen. Also zuerst einmal das ganze Liek auftrennen.
Aber bei der Fahrt geht das ca. 30 min gut und die Ersten kommen aus dem Salon heraus zum
Luft schnappen.
Am Abend kochen unsere beiden Dientner Smutjes Christas legendäre Kaspressknödelsuppe.
Übrigens: Christa ist die Frau von Sepp. Die beiden Dientner haben ihre Frauen gut erzogen,
gelll.
Es geht weiter bei starken Winden. Siegi und Sepp ruhen sich in ihrer Stockbett-Kajüte
in ihrer Frei-Zeit aus - oder besser gesagt sie probieren es. Bei den Starkwinden
und dem Wasser, das übers Vorschiff geht, bekommt v.a. Siegi laut seinen Angaben
das erste Mal in seinem Leben Panik-Attacken. Gleich darauf kommt es zum ersten Reff-Manöver
an Bord der Sicily und das 1. Reff wird eingezogen. In der selben Nacht hat auch Sepp noch
einen Albtraum und glaubt dass "es dahin geht....". So ein Stockbett ist so eine eigene Sache...
Während der Nachtschicht wird der Spi bei extremen Schaukelsituationen von Karin und
Wolfgang in der Messe laufend geflickt.Wolfgang erlebt so eine Premiere auf hoher See:
Erstmals seit seinem 7. Lebensjahr (!!) muss er an Bord kotzen... Hauptsache aber der Spi
wird genäht - ist die Meinung der restlichen Crew. Und es schaut gut aus.
Die Nacht ist kalt. Seglerisch schleichen wir bei Raum-Kreuz durch das Gate Vis-Bisevo
und weiter Richtung Palagruza bei bis zu 10 kn Wind.
Dienstag, 14.04.2009
Mit bis zu 10 Knoten Geschwindigkeit donnern wir Vorwind Richtung Süden und runden
unseren Steinhaufen um 08:00 Uhr. Hinter uns ist noch eine Bav. 42 und unsere treue
Santorini, eine Dufour, mit der wir ja fast schon eine platonische Liebe geschlossen haben.
Weiter geht´s Richtung Mljet wieder auf Vorwindkreuz und die Bavaria 42 zieht uns mit
einem unglaublichen Tempo - natürlich mit Spi - davon.
Das macht uns in unserem Vorhaben, den Spi nochmals zu setzen, nur noch stärker.
Unter dem Motto: : "Yes we can" wird von der dienstfreien Schicht mit Vollgas am Spi
genäht und geflickt was das Zeug hält. Und tatsächlich ist es dann soweit.
Karin gibt am Nachmittag die Meldung aus: Spi genäht, bereit zum Setzen.
An dieser Stelle nochmals ein ganz herzlicher Dank und Hochachtung für die Reparatur des
Spis, ganz besonders an Karin, Wolfgang und Harry.
Bei 15 bis 16 Knoten Wind wollen wir jedoch nach Fertigstellung nicht gleich unser
Kunstwerk vernichten und hoffen auf Leichtwind in den nächsten Tagen.
Zur Jause gibt es Türkischen Kaffee mit allem was dazu gehört und anschließend werden
Steinpilzsuppe und Wurstnudeln á lá Dienten gezaubert.
1 Stunde bzw . 4 sm vor der Südspitze von Mljet schläft uns der Wind ein.
Die 42er ist bereits lange über das Kap und langsam wird die Luft für uns dünn.
Aber dann: 21:00 Uhr - jetzt kommt die große Entscheidung, der Moment der Wahrheit:
Wind mit 3 Knoten aus Ost. Der Skipper entscheidet. Jetzt! Und unser Flickwerkspi
wird ausprobiert. Und zur Freude aller hält der Spi. Riesen Jubel bricht an Bord aus.
Das ganze - nicht der Jubel, sondern der Ostwind - dauert aber leider nur 2
Stunden und der Wind dreht auf NO und wir bergen unser Baby und
verfolgen das Hauptfeld mit gigantischen 4 Knoten Speed.
Hoffentlich schläft der Wind im Norden ein und bleibt nur bei uns
(so unsere Träume). Kaum haben wir den Spi geborgen, dreht der Wind und
wir segeln in einer unglaublich geilen Nacht mit viel Wind, wenig Wellen
und Speed bis zu 9 kn entlang von Mljet. Segeln wie es im Buche steht.
Mittwoch, 15.04.2009
Der Wind frischt bis 15 kn und wir sind exakt auf Kurs mit 8,5 Knoten.
Um 4 Uhr der zweite Test für unseren Spi. Bei 15 Knoten Wind setzen wir
ihn erneut. Er hält.
Morgens bei Sonnenaufgang sehen wir das zwar einige Teile der
Klebebänder fehlen, aber egal es funktioniert.
Leider flaut der Wind ab und wir segeln weiter.
Die Sonne geht auf und am Horizont taucht das Hauptfeld auf, auch die 42er
ist wieder in der Nähe.
Endlich wieder mal die Konkurrenten im Blickfeld, alle sind voll motiviert
obwohl die Flaute unweigerlich kommt. Aber diesmal nicht nur für uns.
Prognose ist, dass der Wind danach von Südwesten eintritt und somit
bleiben wir vom Land weg.
Durch unseren Spi konnten wir die 42 er wieder überholen und uns weiter
von der Santorini absetzen
Mit einem Privatwind geht es zu Mittag an Korcula bzw. um 15:00 Uhr an
Hvar vorbei
Amwindkurs Richtung NNO mit durchschnittlich 7 kn Wind
Um 16.00 Uhr versperrt uns ein Schlepper den direkten Weg und wir müssen
kurz abfallen
Aber das tut der guten Laune keinen Abbruch und alle beiden Teams sind an
Board.
Nur Harry muss endlich auch einmal rasten. Unglaublich, hab geglaub&xnbsp; der
braucht üerhaupt keinen Schlaf.
ETA Schätzung um 17.00 Uhr
Michael: 12.00 Uhr
Siegi: 09.30 Uhr
Wolfgang: 10.00 Uhr
Sepp: 14.10 Uhr
Karin: 07.00 Uhr
Walter: 04.00 Uhr
Mandi: 09.00 Uhr
Harry: 14.00 Uhr
Schau ma moi wer recht hat.
Der Wind nimmt leider ab und lt. Prognose soll er ganz einschlafen
Übrigens heute ist Lerntag
Frage: Warum gehört beim Cola Rot zuerst der Wein eingeschenkt?
Antwort: Falls man beim servieren was verschüttet ist nur das Cola weg.
Zum Abendessen gibt´s heute Kartoffelgulasch von unserer Karin gezaubert
20.00 Uhr und wir stehen komplett in der Flaute. Neben uns die Bav. 42
mit Michi und Dibl Willi
Wir überlegen uns gerade den Schutzhafen Rogoznica anzulaufen und auf
ein Bier zu gehen, aber das genaue Tracking hindert uns daran.
Wie fängt man mit Bananen Fische? Ganz einfach. Wenn ein Fisch aus dem
Wasser springt, stopft man die Banane in das Loch und der Fisch kann
nicht zurück.
23.00 Uhr und wir stehen immer noch, bzw. treibt uns der Strom mit 0,5 kn
Richtung NO.
Willi Dibl zieht uns mit einem Privatlift davon, das uns allen hören und
sehen vergeht und wir drehen ein Ringerl nach dem anderen.
Entgegen aller Prognosen dreht der Wind nun auf NW bzw West und wir
müssen unsere Taktik überarbeiten, da wir von einem SW Wind ausgegangen
sind.
Donnerstag, 16.04.2009
Gemütlich arbeiten wir uns Richtung Norden, wo zwischen Zirje und
Kakan auf einmal um 04.00 Uhr wieder die Saint Martin mit Willi und
Michi vor uns auftaucht. Bei 2 Knoten Wind belassen wir es dabei und
verzichten auf ein Matchrace.
05.12 Uhr :. erste Dufour ist im Ziel. "Elba" mit Luschnig Werner und
unserem ehemaligen ;-) Freund Gidi. Wir haben noch 18 sm vor uns.
Um 06.00 Uhr kommt Spiwind und wir fahren mit 6-7 Knoten Richtung Ziel.
Noch&xnbsp; 15 sm, dann haben wir es geschafft. Ca 4 sm vor dem Ziel kommen
wir mit 5 weiteren Yachten, darunter 2 Dufours, zusammen.
Fast wäre noch eine kleine Sensation möglich, doch die Winde erreichen auch
die anderen Schiffe.
Zieleinlauf dann um 09.31 in Biograd. Leider können wir keines der
knapp vor uns liegenden Schiffe einholen. Wir liegen nur 31 Sekunden
hinter der "Saint Martin" Nach dem Anlegen wird Bier und Gin getrunken.
Um 18.00 Uhr steigt die Siegerehrung im Marinerestaurant. Trotz
unseres Missgeschicks mit dem Spi haben wir in der Dufour Gruppe den
5. Platz von 7 Teilnehmern erreicht. Bei dieser Regatta wäre viel möglich
gewesen, der Sieger war knapp 5 Stunden vor uns im Ziel.
Unser ETA Sieger ist somit Siegi der sich nur um 1 Minute verschätzt hat
(Respekt)
Voller Stolz und vielen Diskussionen, was noch zu verbessern wäre,
werden dann auch die letzten Crew-Mitglieder gegen 04.00 Uhr müde und
fallen in den Schlaf. Crewmitglied Siegi ist um 06.00 Uhr früh schon
wieder für die Wache bereit, nachdem das Schiff aber noch immer am
Steg liegt, heißt es wieder zurück in die Kabine...
Freitag noch zurücküberstellen nach Sibenik, aufräumen und ab nach Hause.
Was beim Törn noch so aufgefallen ist:
Einkauf war "leicht" zu viel. Mit diesem Vorrat hätten wir ohne Probleme
eine Atlantiküberquerung überlebt und hätten noch zusätzlich in der
Karibik einige Wochen verbringen können.
Das Gepäck steht dem Thema Einkauf um nichts nach. Alleine die
Taschen von Sepp und Siegi wiegen an die 55 kg. Getragen wurde von der
Crew die ganze Woche das Gewand, das sie auch schon am Samstag beim
Auslaufen an hatten. Ein Vorbild für die Zukunft dient Harry, der seine
2 Unterhosen und sein Ölzeug in einer Plastiktasche mitbringt.&xnbsp;
Als der Renner bei den Getränken hat sich wieder das Bier überlegen
durchgesetzt. Weit dahinter Red Bull, Wein und diverse Antialkoholika.
Gut angekommen ist auch der Gin mit diversesten Variationen - mit Red Bull,
Tonic etc. Ein paar wenige (Michi!!) haben auch vom Vogelbeerschnaps aus
medizinischen Gründen nicht genug bekommen.
Mit Harry haben wir ein großes Segel-Talent geschaffen.
Sollte er jemals bei einer großen Regatta mit dabei sein, werden wir Michi,
Sepp, Siegi das Management für ihn übernehmen.
Aufteilung: 80:20 für das Management (Knebelvertrag)
Taktische Fehler sind kaum passiert. Einzig die Hoffnung und die
Prognosen auf den Südwind, auf den wir eine ganze Woche vergeblich
gewartet haben, ist nicht eingetreten.
Auf diesem Wege wollen wir uns beim Veranstalter mit einem
3-fachen Hipp Hipp Hurra bedanken
Die Crew von Sicily (Dufour 44p)
www.oscg.at