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Ein Bericht von Elmar Stralhofer

Wer einige Jahre lang regelmäßig an der Round Palagruža Cannonball teilgenommen hat, könnte zum Schluss kommen, dass es sich dabei nicht nur um eine Regatta, sondern vor allem um eine Art Familientreffen handelt. Jahr für Jahr finden all die lustigen Tanten und schrulligen Onkel, Cousins und Cousinen verlässlich in Biograd zusammen, um einander wieder einmal zu sehen, Anekdoten auszutauschen und das eine oder andere Gläschen zu verkosten. Das gemütliche gemeinsame Essen folgt bei Stegparty nach dem Zieleinlauf— zuerst muss um den "Felsen" gesegelt werden!

"Papa" Ronnie Zeiller ist seit dem ersten Mal ohne Pause als Veranstalter und als Mitsegler dabei, und wer ihn kennt, zweifelt nicht daran, dass er das noch viele weitere Jahre so halten wird. Für die Rolle als Mama fehlt es noch an einer weiblichen Führungsfigur, aber wenn man "Mama" im übertragenen Sinn als Person sieht, die sich darum kümmert, dass es allen gut geht, dann fällt einem als erstes Ernst Glanz ein, der sich ebenfalls seit Beginn der Veranstaltung um Würstel und Bier bei der Stegparty kümmert. Inzwischen hat er die Skipperrolle an Gaëtan d'Harambure übergeben und kann sich so noch besser um das leibliche Wohl der Teilnehmer kümmern.

Miša Strobl spielte dieses Jahr die Rolle des verlorenen (eigentlich: wiedergekehrten) Sohnes, der — nachdem er gemeinsam mit Ronnie die RPC gegründet hatte und dann einige Jahre pausiert hatte — heuer wieder am Start war. Am Steuer stand diesmal seine Tochter Katharina — muss man noch mehr sagen?

Und wie man es von anderen Familientreffen kennt, stehen oft die Menschen im Mittelpunkt, die gerade nicht anwesend sind: Klaus Zeyda, der schon zum zweiten Mal aus gesundheitlichen Gründen auslassen musste, hatte die Skipperaufgabe an Hans-Arthur "Otto" Bradaczek übergeben, der mit der bewährten Crew als "Team Klaus" antrat.

 

Nachdem die Familienverhältnisse nun geklärt sind, können wir endlich mit dem Start der Regatta beginnen. Der wurde wie in den Jahren zuvor als Hasenstart durchgeführt, den Hasen durfte der Vorjahressieger Claus Chabina spielen. Ein Teil dürfte das Startprozedere inzwischen kapiert haben, die anderen fahren einfach hinterher — macht nichts, funktioniert genauso gut.

Gesegelt wurde wie üblich und im Gegensatz zu 2021 wieder gegen den Uhrzeigersinn, allerdings auf dem im letzten Jahr neu eingeführten Abschnitt zwischen Pašman und Dugi Otok. Der Wind war schwach, aber durchaus segelbar, und unter Spi oder Gennaker bewegte sich das Feld zur ersten Bahnmarke Golac. Danach wurde es allerdings nicht besser, und der Wetterbericht, der anfangs noch Hoffnung gemacht hatte, kündigte außer Schwachwind nur mehr ausgedehnte Flaute an.

Frühzeitig wurde entschieden, die Bahn zu verkürzen und die Insel Mljet auszulassen. Das Feld war bei Palagruža bereits weit auseinandergezogen, und einige beendeten dort die Regatta, nachdem sie die Insel ausführlich betrachtet hatten.

Für die anderen wurde bald deutlich, dass ein Zieleinlauf in Biograd innerhalb des Zeitlimits nicht mehr realistisch war. Die Schiffe würden also anhand ihrer Position in einer der Wertungszonen gewertet werden.

An der Spitze blieb es trotzdem spannend, oft wechselten die Positionen. Nicht zuletzt spielten taktische Überlegungen eine wichtige Rolle: an welcher Stelle würde man das Zeitlimit überschreiten, und wie konnte man sich dort besser als der Gegner positionieren?

Am Ende war es das Team Klaus um Otto Bradaczek, das sich in der Klasse Bavaria 41S knapp den Sieg sichern konnte, gefolgt von Tamás Kovács, neu dabei seit dem letzten Jahr und schon zum zweiten Mal Zweiter. Dritter wurde Peter Stefaner, ebenfalls ein langjähriges Familienmitglied.

In der Klasse Bavaria 46 querte als Erstes Ingo Bormann die virtuelle Ziellinie, dahinter folgten Ralph Janik und Wolfgang Kraft-Schalk.

Und so kam es, dass die Wandertrophäe "Spirit of Palagruža" letztlich beim Nicht-Teilnehmer Klaus Zeyda in Bad Vöslau landete, wo sie ihn sicherlich bei der Genesung unterstützen wird. Mit den etwaigen logistischen Schwierigkeiten eines Transportes der 70 Kilo-Skulptur zu Otto Bradaczek nach Berlin soll das jedenfalls nichts zu tun gehabt haben...

Im Aprli 2023 soll die 15. Auflage der RPC stattfinden, der genaue Termin steht noch nicht fest. Pitter Yachtcharter, der Vercharterer der Bavarias, plant allerdings, bis zum nächsten Jahr einige der Schiffe zu verkaufen und die restlichen auf mehrere Standorte zu verteilen. Damit wird es wohl notwendig, eine neue Flotte und einen neuen Standort zu suchen. Im Moment soll Kaštela (Split) hoch im Kurs stehen, wo es mehrere attraktive Einheitsklassen gibt und eine neue, sehr interessante und weiter südlich gelegene Route möglich wäre.

Es bleibt also spannend, wo die Familie im nächsten Jahr zusammentrifft...